100 Jahre Thalia

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“Thalia Theater weist den Weg durch das Schöne zum Guten”

Die Feier zum 100-jährigen Bestehen der Sindorfer Institution vermittelte ungezügelte Freude bei den vielen Gratulanten

Von Bernd Woidtke

Kerpen. „Durch das Schöne stets zum Guten!” So lautet das Motto des Thalia Theaters Sindorf, und das schon seit 100 Jahren. Genauer: Seit
101 Jahren. Eigentlich wollten die Verantwortlichen im vergangenen Jahr das große Jubiläum feiern, Corona machte auch hier einen Strich durch die Rechnung.

Um so opulenter wurde jetzt gejubelt: Hans-Josef Pütz, der Intendant, hatte mit seinen Kolleginnen und Kollegen eine Show auf die Bühne gezaubert, die das Publikum immer wieder von den Sitzen riss.

Lukas und Bastian Pütz, ebenfalls der Theater-Dynastie entsprungen, performten den hintersinnigen Song „Da muss er durch” von Bodo Wartke, Bastian am Flügel mit virtuosen solistischen Einwürfen, Lukas mit umwerfender Komik am Mikro-ein launiger Einstieg, der eigentlich nicht mehr zu toppen sein sollte.

Weit gefehlt! Der Männergesangverein „Euphonia” stürmte die Bühne in der Willy-Brandt-Gesamt-schule mit Ausschnitten aus seiner Oper „Es war ein Moll in Eupho-nien”, Die phantasy-nahe Geschich-te: Im Land Euphonien herrschte Freude und Zuversicht, bis eines Tages die Dur-Gabel gestohlen wurde.

Man musste und konnte nur noch in Moll singen, was für ein trauriges Leben. Der tumbe Tor Fro-Dur wird beauftragt, die Dur-Gabel zu finden und macht auf dem Weg Bekanntschaft mit den arroganten Zwölfton-zwergen, mit einem Bauchredner-Ork, dem Zauberer Sakrotan und den jecken Schlümpfen. Schließlich entreißt er dem bösen Mollau die Dur-Gabel und bringt das Glück zurück nach Euphonien. Und was ist das größte Glück des singenden Rheinländers: „Mer stonn zo dir FC Kölle!”

Nach der Pause dann ein fulminanter Auftritt des Bonner Theaters Springmaus”, Die drei Akteure Mia Geese, Norbert Frieling und Paul Hombach zeigten Improvisations-Theater, wie man es sich mitreißender nicht vorstellen kann, Sich über die zu kalte Heizung auf deutsch und koreanisch zu streiten, ist schon extrem komisch, Einen Dialog zu führen, bei dem jeder Satz mit dem jeweils nächsten Buchstaben des Alphabets beginnt, sollte man mal zu Hause ausprobieren. Und dann der musikalische Höhepunkt: Sänger und Pianist Paul Hombach brachte den vom Publikum vorgeschlagenen Willi-Ostermann-Hit „Heimweh noh Kölle“ in fünf verschiedenen Musikstilen: als Fuge nach Johann Sebastian Bach, als liebliche Klaviersonate à la Mozart, als große Wagner-Oper, Der fliegende Rheinländer”, als perkussive Béla Bartók-Etude und als genuschelte Udo-Lindenberg-Impro.

Die Stimmung, die diese Jubilä-umsteler erzeugte, entsprach genau der, die das Thalia-Theater seit 101 Jahren verbreitet: ungezügelte Freude!